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TRAM2000

Essener Verkehrs AG (EVAG) - News

letzte Aktualisierung: 16. Mai 2004

 

Niederflur auf dem Abstellgleis

Nach Siemens mit dem Combino gerät nun auch Bombardier in die Schlagzeilen

Was ist eigentlich los auf dem Schienenfahrzeugmarkt? Nachdem Siemens mit dem Combino einen der größten Flops im Straßenbahnbau überhaupt gelandet hat, ist nun auch die Konkurrenzfirma Bombardier in die Schlagzeilen geraten. Von den 34 Niederflurwagen die Essen ab dem Jahr 1999 erhalten hat sind bereits 10 Stück wegen Problemen mit den Radlagern abgestellt. Die Misere begann bereits Ende letzten Jahres, wurde aber erst jetzt bekannt. Wie ein EVAG-Mitarbeiter mitteilt stehe man vor einem Rätsel. Die Radlager müssten rein rechnerisch etwa 2,5 Millionen Kilometer halten - immerhin treten die Schäden aber bereits nach nur 200 000 Kilometern auf. Neben der unbekannten Ursache macht der EVAG auch die Ersatzteilbeschaffung Sorgen. Im Augenblick kann man sich noch mit wieder in Betrieb genommenen Triebwagen behelfen, die im Herbst 2003 abgestellt worden sind und eigentlich bereits verkauft werden sollten. Es handelt sich dabei um die erste Lieferserie der M-Wagen 1001 bis 1021. Die teilweise abgestellten und teilweise als Leihwagen in Mülheim verkehrenden Wagen sind nun vorrangig auf der Linie 106 anzutreffen. Auf den Niederflurlinien 103 und 109 müssen die Fahrgäste in nächster Zeit länger auf ein behinderten gerechtes Fahrzeug warten. Unternehmenssprecher Nils Hoffmann gesteht: "Wir können nicht garantieren, dass Niederflurbahnen fahren, aber was im Fahrplan steht, können wir garantieren." Dazu der EVAG-Verantwortliche für Bahntechnik Nimphius: "Erst wenn noch zehn Bahnen ausfallen sollten, hätten wir ein echtes Problem."

Foto: © T. Rack

Die modernen Niederflurwagen rollen wegen Schäden an den Radlagern aufs Abstellgleis. Wieder reaktiviert werden dagegen die M-Wagen der ersten Serie.

Foto: © T. Rack

Woran aber liegt es, das die 100 Prozent-Niederflurwagen nur Probleme machen? Geht man beim Siemens-Typ Combino schlicht von falschen Berechnungen aus, ist die Ursache hier noch offen. Auf jeden Fall ist es durchaus nachvollziehbar, das die hohe Dachlast die auf den Aluminium-Wagenkasten des Combino ruht verantwortlich für die Risse im Wagenkasten ist. Immerhin könnte der hohe Verschleiß der Achslager bei den Bombardier-Fahrzeugen ähnliche Ursachen haben.

Aus vielerlei Gründen waren die verschiedenen Verkehrsbetriebe ja auch mit den Typen MGT6D / NF6D nicht zufrieden. Vom R-Wagen in Frankfurt am Main möchten wir erst gar nicht reden. Immerhin, hier hat man sich mit der S-Klasse zurückbesonnen auf "nur" 70 Prozent Niederflur. Bleibt zu hoffen, das man mit diesem Typ besser fährt.

Abschließend sei bemerkt, das man nach mittler Weile über 10 Jahre Niederflurwagen-Erfahrung auch bei den Herstellern allmählich ein funktionierendes Konzept gefunden haben dürfte. Konnte man bei den Bochumer Typ noch von Kinderkrankheiten sprechen - die sich allerdings bis ins Erwachsenenalter der Triebwagen fortsetzten - paar sich beim Combino billiger Pfusch mit falschen Berechnungen. Wo Menschen arbeiten, werden auch Fehler gemacht. Bombardier hat den Fehler erkannt und wird im Rahmen der Gewährleistung die Schäden beheben. Auf eine solche Zusicherung der Firma Siemens warten die Verkehrsbetriebe die ihre Hallen mit schadhaften Combinos belegt haben, bisher leider vergebens.

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