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Mülheimer Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) - News

letzte Aktualisierung: 07. März 2011

 

Schaffen gebrauchte Bochumer M6S-Triebwagen die Wende in Mülheim?

Nach Jahren des Fahrzeugmangels und der scheinbar systematischen Abwirtschaftung sollen nun gebraucht aus Bochum übernommene M6S-Triebwagen helfen die größte Not zu lindern

TW-298 (ex. BOGESTRA TW-307) an der Aktienstraße in Mülheim     Foto: © T. Rack

Es mangelt in Mülheim an allen. An den Investitionen in die Infrastruktur, aber auch an funktionstüchtigen Fahrzeugen. Seit Jahren - um nicht zu sagen seit Jahrzehnten verschlechtert sich der Zustand des Mülheimer Fahrzeugparks zusehends. Die Fahrzeuge sind dreckig, ungepflegt und die verwahrloste Zielbeschilderung macht deutlich das es dem Unternehmen offenbar egal ist wie man sich präsentiert. Ob da der technische Zustand der Triebwagen einwandfrei ist darf zumindest angezweifelt werden. Fakt ist das immer mehr Triebwagen nicht mehr eingesetzt werden können. Mit Leihfahrzeugen aus Essen hat man sich die letzten Jahre über Wasser gehalten, drei Triebwagen sogar übernommen. Geholfen hat das wenig, noch immer müssen Leihfahrzeuge aus Essen eingesetzt werden. Zuletzt mussten nun schon einzelne Kurse auf Busbetrieb umgestellt werden da einfach nicht genügend Fahrzeuge betriebsbereit sind.

Anfang des Jahres 2011 wurden nun von Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG (BOGESTRA) zunächst 4 nicht mehr benötigte M-Wagen nach Mülheim abgegeben. Die gepflegten Fahrzeuge fallen in Mülheim sofort auf. Ob sie die Einstellung der Straßenbahn letztlich verhindern werden bleibt offen.

1995 beschaffte die MVG ihre letzten Neufahrzeuge. Siemens und die DÜWAG lieferten vier Niederflur-Gelenktriebwagen vom Typ NF6D. Die Fahrzeuge haben heute in etwa die Hälfte ihrer Lebensdauer erreicht. Ihr Zustand unterscheidet sich jedoch nur wenig von den anderen eingesetzten Fahrzeugen die wesentlich älter sind. Am 3. März 2011 hatte der Triebwagen 201 einen schweren Unfall auf der eigenen ÖPNV-Trasse in Oberhausen. Dort fuhr er auf einen Linienbus auf. 42 Personen wurden verletzt. Die Ursache wird noch zu ermitteln sein.

TW-201 zu noch etwas besseren Zeiten in Mülheim Stadtmitte (2007)     Foto: © T. Rack

1997 wurde der M6D-Triebwagen 282 bei MGB in Mittenwalde umfassend modernisiert. Er erhielt ein Niederflur-Mittelteil kam jedoch nie wirklich in Fahrt. Lange Zeit wurde der Prototyp in den Hallen Betriebshofes versteckt. Auf Strecke war er fast nie zu sehen. Letztlich wurde er 2009 verschrottet. Dennoch folgten dem Vorbild weitere Triebwagen. Allerdings baute man vorzugsweise M6C-Fahrzeuge um.

TW-278 mit Niederflur-Mittelteil im Oktober 2006     Foto: © T. Rack

Im weiteren Verlauf mussten bis heute ständig Leihfahrzeuge aus der Nachbarstadt Essen aushelfen um den Betrieb in Mülheim aufrecht zu erhalten. Zwischen 2002 und 2004 wurden dann die Essener M8S-Triebwagen 1010, 1014 und 1020 übernommen und als TW-268 bis TW-270 eingereiht. Die Fahrzeuge wurden weder neu lackiert noch sonst irgendwie hergerichtet. Sie gelangten sofort in den Liniendienst und wurden gefahren bis es nicht mehr ging. Zwei Triebwagen wurden schließlich 2009 verschrottet, nur der TW-270 steht noch einsatzfähig bereit.

schon ziemlich mitgenommen steht TW-269 am 14.01.2005 an der (H) Aktienstraße     Foto: © T. Rack

Seit 2010 werden nun schon einzelne Kurse im Mülheimer Straßenbahnnetz durch Busse ersetzt. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft? Zunächst möchte man einzelne Abschnitte stilllegen, jetzt ist bereits die Rede von einer Gesamteinstellung. Wer heute noch der Ansicht ist, das ein Busverkehr wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist - in Zeiten in denen andere Betriebe die Umstellung von Bus auf Straßenbahn forcieren - hat in der Führungsetage eines Verkehrsunternehmens schlicht nichts zu suchen.

Bleiben ein paar Hoffnungsschimmer, zunächst die massiven Proteste aus der Bevölkerung gegen eine Einstellung - auch nur einzelner Abschnitte und nun die Übernahme von zunächst vier M6S Gelenktriebwagen aus Bochum. Die Fahrzeuge sind in Bochum durch die Indienststellung der niederflurigen Variobahnen überzählig, weitere werden es in den nächsten Monaten sein. Anfang 2011 wurden die TW-305, 306, 307 und 315 übernommen. Hoffentlich gedeiht ihnen bessere Pflege wie den anderen Fahrzeuge in Mülheim an.

TW-298 (ex. BOGESTRA TW-307) ging im März 2011 als erster in Betrieb     Foto: © T. Rack

Abschließend sei die Frage nach der Zukunft der Oberhausener Straßenbahnlinie 112 bei einer Gesamteinstellung in Mülheim aufgeworfen. Erst 1996 wurde die Straßenbahn in Oberhausen wiedereröffnet. Sie kehrte in Form der aus Mülheim verlängerten Linie 112 zurück. Weitere Neubaustrecken, etwa von Oberhausen nach Essen wurden aber bis heute nicht realisiert.

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